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Die Kunst des Schabens
Das Schaben ist nichts was man an Berufsschulen erlernen kann. Sukzessive geht das Wissen um diese Tätigkeit verloren. Einige Betriebe versuchen allerdings dieses Wissen wieder aufzubauen. Das Problem nur: es gibt kaum geeignete Schulungen. Das hat man bei Biax erkannt und genau solch eine Schulung veranstaltet. Dafür konnte man mit Richard King eine Ikone des Schabens verpflichten Gerade Vertreter der jüngeren Generation kennen es oft nur aus Erzählungen von älteren Kollegen: das Schaben. Bei dieser sehr kraftaufwändigen Tätigkeit werden von Hand auf den Führungsflächen von Maschinen minimale Vertiefungen im μ-Bereich erzeugt, damit die Maschine eine ausreichende Schmierung erhält und der Trageanteil der Führungen verringert wird. Dadurch wird auch die Standzeit der Maschine deutlich erhöht. Dies gilt insbesondere für Maschinenführungen von Pressen, Bohrwerken sowie Dreh- und Fräsmaschinen. Kleinere Flächen werden oft mit Handschabern bearbeitet. Um bis zu 70 % schneller und weit weniger mühevoll geht es freilich mit Elektroschabern. Früher, als es noch nicht die hochgenauen Schleifmaschinen gab, wurden die Führungen fast aller neuen Werkzeugmaschinen eingeschabt. Heutzutage werden bei den
allermeisten Herstellern die unteren Führungsbahnen und oberen Gleitflächen nur noch hochgenau geschliffen. Anschließend wird von Hand oder mit dem ektroschaber der Trageanteil der Lauffläche verringert. Daher konzentriert sich heute das Schaben zu 95% auf den Bereich der Wiederaufbereitung gebrauchter
Werkzeugmaschinen. Das Schaben wird von Generation zu Generation innerhalb des Betriebes weitergegeben. Dabei schabt jeder so, wie er es selbst gelernt hat und für richtig hält. So werden auch fehlerhafte Praktiken an die nächste Generation vererbt. Mittlerweile ist aber in zahlreichen Betrieben das Schaben eine vom Aussterben bedrohte Disziplin. Teilweise wurden diese Arbeiten an externe
Dienstleister ausgelagert, oft fehlt es aber auch schlicht an Nachwuchs. Da es heute nicht mehr viele Fachleute gibt, können diese für gewöhnlich hohe Preisforderungen durchsetzen. Einige Betriebe versuchen daher, wieder Schabekompetenz im eigenen Haus aufzubauen. Doch hierbei stoßen sie auf Probleme: Schulungen werden in Europa nicht angeboten und die meisten der
ohnehin rar gesäten Fachleute lassen sich ungern in die Karten schauen, denn sie verfügen über ein sehr exklusives Wissen.
Nachfrage übertrifft alle Erwartungen
Diese Entwicklung erkannte das schwäbische Familienunternehmen Schmid & Wezel GmbH & Co. KG aus Maulbronn, das seit über 50 Jahren den Biax-Elektroschaber herstellt. Die Maulbronner boten im vergangenen April im eigenen Werk erstmals eine dreitägige Schulung für Schaben und Maschinenaufbereitung
an. „Es sollte eigentlich ein Testballon sein, die große Nachfrage hat uns dann aber doch überrascht. Offenbar haben wir den Nerv der Zeit getroffen.“, sagt Biax-Vertriebsleiter Filipp Pachomow: „Die zehn Teilnehmerplätze waren innerhalb kurzer Zeit ausgebucht, wir hätten locker mehrere Gruppen füllen können.“ Mit der Schaber-Schulung wolle man den eigenen Kunden helfen, verlorengegangene Kompetenz wieder aufzubauen, so Filipp Pachomow weiter. Erfreulicherweise sei das Angebot gerade von vielen jungen Kräften angenommen worden. Als Schulungs-. leiter engagierten die Maulbronner Richard King, den weltweit wohl
renommiertesten Experten in Sachen Maschinenaufbereitung. Der 64-jährige US-Amerikaner lernte das „Machine Rebuilding“ von der Pike auf bei seinem Vater Hermann, dieser wiederum von deutschen Auswanderern in den 1940-er Jahren
in den USA. Seit den 1970er Jahren fokussierte sich Richard King auf das Schulen, zunächst in den USA, später auch weltweit. Die Schulung in Maulbronn war die erste dieser Art in Deutschland. In den drei Tagen ging es vor allem um Grundlagenwissen: Handschaben, Elektroschaben und die Maschinengeometrie. „Mehr als eine Crashkurs kann man in so einer kurzen Zeit nicht erwarten“, so
Richard King. „Für eine vollwertige Schulung sollte man schon eher fünf Tage einplanen“, so der Scraping Instructor. Die Teilnehmer waren dennoch begeistert: „Richard zeigte uns ganz neue Techniken. Man muss sich schon darauf einlassen und teilweise das bisher gelernte über Bord werfen. Aber es lohnt sich, man kann
seine Effizienz deutlich steigern“, so ein Teilnehmer. Nach dem großen Erfolg will Biax im kommenden Oktober weitere Schulungen mit Richard King anbieten.