#Produkttrends
Fahrtwind für die Batterie
Interview mit Entwicklungsleiter Guido Schmid über automobile Zukunft
Villingen-Schwenningen - Megatrends wie nachhaltige Mobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren stellen die regionalen Automobilzulieferer vor neue technologische Herausforderungen und unternehmerische Entscheidungen. Die Artikelserie der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg beleuchtet beispielhaft, wie Zulieferer in der Region dem Wandel in der Automobilwirtschaft begegnen.
Elektromobilität und autonomes Fahren sind für Guido Schmid keine Zukunftsmusik, sondern tägliche Arbeit: „Unsere Kompetenzen und Technologien eignen sich für diese Einsatzgebiete hervorragend.“ Der Entwicklungsleiter der Precision Motors Deutsche Minebea (PM DM) GmbH aus Villingen-Schwenningen sieht das Unternehmen für die automobile Zukunft aussichtsreich aufgestellt.
PM DM hat sich bereits vor Jahren in das Thema eingearbeitet. Denn seit 2012 zählt eine für reichweitenstarke Elektrofahrzeuge bekannte Marke aus den USA zu den Kunden. Geliefert wird eine aus der Verbrenner-Welt adaptierte Lösung des so genannten Grill-Shutters. Das ist ein Antriebssystem bestehend aus Getriebe, Motor, Elektronik, Software und Gehäuse. Das Antriebssystem öffnet und schließt die beweglichen Kühlergrill-Lamellen je nach Kühlbedarf. Das verbessert die Aerodynamik des Fahrzeuges. Beim Elektroauto wird diese Technik zur Temperierung der Batterie mit Fahrtwind genutzt.
„Wir haben uns frühzeitig gefragt, mit welchen Produkten und Lösungen wir unser Wissen für die zukünftige Mobilität platzieren können“ berichtet Schmid von eingehenden Analysen zusammen mit der Marketingabteilung. Die identifizierten Bereiche Klimatisierung von Fahrzeugen, Batteriemanagement, Luftleitsysteme und elektrische Pumpen wurden in der Folge aktiv vermarktet. Gleichzeitig mehrten sich auch die Anfragen zahlreicher renommierter Hersteller für Entwicklungsprojekte, denn als verlässlicher und kompetenter Partner besitzt PM DM mit 350 Mitarbeitern besten Ruf in der Branche.
Inzwischen laufen bereits mehrere Serien im Bereich der Elektromobilität, und da PM DM auch für das dritte Modell des US-Kunden als Zulieferer im Boot sitzt, werden auch die Volumina in diesem Bereich angesichts etwa 500.000 Vorbestellungen stark anziehen. Hinzu kommt eine Vielzahl zukunftsträchtiger Projekte mit namhaften Fahrzeugherstellern. „Dabei geht es um das Batteriemanagement, aktive Spoilersysteme, neuartige Klimatisierungstechnologien oder ganz konkret um die Abdeckung des Ladeanschlusses des Fahrzeugs eines renommierten deutschen OEMs, der kommendes Jahr auf den Markt kommt“, berichtet Guido Schmid.
PM DM, eingebettet in den japanischen MinebeaMitsumi-Konzern mit Hauptsitz in Tokio, lebt und arbeitet damit aktuell in beiden Automobilwelten. Denn Aktuatorik, Vernetzung, Aerodynamik und die Sensorisierung der Fahrzeuge stellen auch bei den konventionell angetriebenen Fahrzeugen Megatrends dar. Für IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez stellt diese Strategie den richtigen Weg dar: „So lange nicht klar abzusehen ist, welche Antriebstechnologie sich letztlich durchsetzt, müssen Unternehmen variabel und mehrgleisig agieren. PM DM gelingt diese Balance zwischen proaktiver Marktbearbeitung und der Fortentwicklung des bestehenden Geschäftes in hervorragender Weise.“
Für Albiez ist es wichtig, die Unternehmen der Region genau in dieser Abwägung zu unterstützen, denn eine mehrgleisige Strategie erhöht die Komplexität des Managements und sorgt zudem für Kosten. „Wichtig ist es daher, möglichst schnell Klarheit zu erhalten, wohin die Reise technisch geht“, so Albiez. Mit Symposien wie dem Automotive-Gipfel Ende November 2017 in Tuttlingen, politischen Kontakten und Informationsaustausch zum Beispiel über die Clusterorganisation TechnologyMountains, in der PM DM aktives Mitglied ist, gibt die IHK breite Unterstützung.