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Fachbericht der BEUMER Group: Einsatz alternativer Brennstoffe in Zement- und Kalkwerken
Das neue Geschäftsfeld AFR-Systems der BEUMER Group ermöglicht Zement- und
Kalkwerken den Einsatz alternativer Brennstoffe:
Ein zuverlässiger Energielieferant
Die Herstellung von Zement ist besonders energieintensiv. Um den Einsatz
teurer primärer Brennstoffe wie Kohle und Öl zu reduzieren, setzen
Betreiber von Zementwerken verstärkt auf die sogenannten alternativen
Brenn- und Rohstoffe (AFR – Alternative Fuels and Raw Materials). Die
Nutzung konzentriert sich dabei allgemein auf die Brennstoffe. Weil weder
der Herstellungsprozess, noch das Endprodukt Zement oder die Emissionen
beeinträchtigt werden dürfen, müssen die nicht weiter verwertbaren,
hochkalorischen Abfällen beispielsweise aus Kunststoff- und
Verpackungsresten, Papier, Verbundmaterialien oder auch Textilien zuvor
ofenfertig aufbereitet werden. Damit Kunden die daraus aufbereiteten
Brennstoffe effizient fördern, lagern und dosieren können, hat die BEUMER
Group das neue Geschäftsfeld AFR-Systems aufgestellt.
Deutschland im Oktober 1973: Aus politischen Gründen schränken die
arabischen Länder die Erdölförderung ein – mit der Konsequenz, dass der
Ölpreis in die Höhe schnellt. Eine äußerst prekäre Situation, denn Erdöl
ist ein wichtiger Energielieferant – auch für die Zementindustrie, die
ihre Drehrohröfen damit betrieb. Seit dieser ersten Ölkrise setzen die
Anlagenbetreiber daher auf günstige alternative Brenn- und Rohstoffe.
Neben den mineralischen Abfällen, die als alternative Rohstoffe eingesetzt
werden können, fokussiert sich der Markt auf die Brennstoffalternativen.
Denn rund 30 Prozent der Produktionskosten werden für Energie aufgewendet.
Neben den flüssigen alternativen Brennstoffen, wie Altöl oder Lösemittel,
besteht das Gros der festen Brennstoffe aus Ganz- oder geshredderten
Altreifen, Althölzern, oder Mischungen aus Kunststoffen, Papier,
Verbundmaterialien oder Textitlen. Nachdem diese aufbereitet und
qualitativ überwacht wurden, weisen sie ähnliche Heizwerte wie Braunkohle
auf. Der Heizwert von Altreifen ist sogar mit dem von Steinkohle
vergleichbar. Bei der Zementherstellung muss aber auch darauf geachtet
werden, dass bei ihrem Einsatz die Ascherückstände qualitativ zum
Endprodukt passen. Denn bei ihrer Verwertung werden alle stofflichen
Komponenten vollständig in den Klinker eingebunden und mineralisiert.
Durch ihren Einsatz erfolgt der Produktionsprozess wirtschaftlich. Zudem
werden primäre Rohstoff- und Brennstoffvorkommen geschont und
Deponievolumen reduziert.
Die bereits aufbereiteten Ersatzbrennstoffe werden in den meisten Fällen
von externen Lieferanten ofenfertig angeliefert. Damit die Zement- und
Kalkwerke die festen Materialien sicher fördern und lagern können, bietet
die BEUMER Group nun maßgeschneiderte AFR-Systeme an. Diese umfassen
aufgrund der vielfältigen Erfahrungen und der Berücksichtigung der
Kundenwünsche die gesamte Kette von der Annahme und Entladen des
Lieferfahrzeugs, bis zum Lagern, Beproben, Fördern und Dosieren der festen
alternativen Brennstoffe. Dabei bietet der Intralogistik-Anbieter BEUMER
seinen Kunden jetzt weltweit drei Systeme aus einer Hand.
Auf jede Anwendung zugeschnitten
Im Programm hat die BEUMER Group das Startsystem für den Einsatz am
Hauptbrenner. In der Zement- und Kalkindustrie werden die
Primärbrennstoffe normalerweise auf Korngrößen von weniger als 100
Mikrometern gemahlen und über den Brenner aufgegeben. Dieser erzeugt am
Ende des Drehrohrofen die 2.000°C, bei der Kalkstein, Sand, Ton und Erz
zum Zwischenprodukt Klinker reagieren. Um auf dem Sinterzonenbrenner feste
Sekundärbrennstoffe einsetzen zu können, sollten diese mindestens einen
ähnlichen Heizwert liefern wie Braunkohle (etwa 22 ± 2 MJ/kg), Korngrößen
kleiner 30 Millimeter aufweisen und im Flug ausbrennen.
Die Anlieferung des ofenfertigen Materials erfolgt in der Regel in
Schubbodenaufliegern. Daher bietet BEUMER eine Andockstation, die vor Ort
auch als Lager dient. Wenn der Auflieger entleert ist, wird er vollständig
getauscht oder im Großzelt per Radlader erneut befüllt. Das Material wird
meist volumetrisch dosiert und zum Sinterzonenbrenner gefördert. Diese
Lösung ist bewußt als Versuchsanlage konzipiert. Damit können Betreiber
ihre Lieferanten sowie die Qualitäten der Brennstoffe und das
Ofenverhalten testen.
Lösung für den Kalzinator
Mit dem zweiten System kann der Kalzinator mit gröberen Ersatzbrennstoffen
wie zerkleinerte Altreifen oder die oben genannten Ersatzbrennstoffe in
gröberer Form beschickt werden. Diese sind meist weniger aufbereitet,
enthalten auch dreidimensionale Partikel und benötigen daher zum
Ausbrennen längere Verweilzeiten als zum Beispiel die intensiver
aufbereiteten, ausschließlich zweidimensionalen Sekundärbrennstoffe für
den Hauptbrenner.
Der grobe Kalzinatorbrennstoff wird im Schubboden- oder Kipp-Lkw
angeliefert. An der Annahmestelle werden diese Ersatzbrennstoffe
staubsicher und schnell entladen und zwischengelagert. Ein weiteres Lager
dient als Durchflusspuffer, wodurch insgesamt eine Vorlagekapaziät von
knapp 900 Kubikmetern vorgehalten werden kann. Von dort gelangt das
Material über den Rohrgurtförderer auf die entsprechende Höhe im
Vorwärmer. Der Ersatzbrennstoff wird dort gewogen und dosiert. Bei der
Zuführung zur Feuerstelle im Kalzinator besteht oft die Gefahr, dass sich
durch die thermische Strahlung oder Pulsationen das Material oder die
Förderanlage entzünden können. Deswegen wurde eine klappenlose
Spezialzuführung entwickelt, über die das Material dem Kalzinator sicher
zugefördert werden kann.
Um nach den erfolgreichen Tests eine dauerhafte, sichere und automatische
Versorgung sicherstellen zu können, bietet die BEUMER Group Anlagen für
den permanenten Großbetrieb mit hohen thermischen Substitutionsraten an.
Diese bestehen aus Annahmebereich und Lagersystem, in welches das
Kransystem Materialien unterschiedlicher Qualitäten in verschiedene
Lagerzonen und Boxen einlagern kann. Die bisherigen Erfahrungen
bestätigen, dass im Brennstoff immer mit Störstoffen oder
Qualitätsdefiziten zu rechnen ist. Deswegen lässt sich die gesamte Lager-
und Fördertechnik der Halle mit Vorkehrungen ausstatten, die zum Beispiel
den Brennstoff für den Hauptbrenner von metallischen, naßen und
dreidimensionalen Störstoffen befreien oder das störende Überkorn aus dem
Kalzinatorbrennstoff aushalten.
Ausgestattet mit entsprechender Sensorik läuft der Betrieb
vollautomatisch. Dabei kann der Kran selbstsändig zur Vergleichmäßigung
genutzt werden, um Qualitätsschwankungen zu minimieren oder die Linien zum
Hauptbrenner und dem Kalzinator beschicken.
Pipe Conveyor bewährt sich in der Praxis
Das Werk der Schwenk Zement KG in Bernburg ist mit seiner
Produktionskapazität und der Produktvielfalt eines der größten und
leistungsfähigsten Zementwerke Deutschlands. Um die Energiekosten zu
senken, setzt das Zementwerk verstärkt auf den Einsatz von
Ersatzbrennstoffen, die in externen Aufbereitungsanlagen zu hochwertigen
Brennstoffen mit definierten Produktparametern aufbereitet werden.
Bisher setzte der Hersteller auf einen Trogkettenförderer. Jedoch
verkürzten sich nach fast zehnjährigem Einsatz und häufigem Umbau die
Wartungsintervalle zusehends. Die Brennstoffe wurden qualitativ auch immer
besser, so dass sie schließlich mit ihrer Dichte von 0,2 t/m3 mit der
bestehenden Technik auch nicht mehr in ausreichender Menge zum
Hauptbrenner gefördert werden konnten. Daher suchte man nun nach einer
zuverlässigen Lösung, die sowohl ökologisch wie auch wartungsarm ist.
Zudem sollte der neue Förderer sich mit seiner Konstruktion optimal an die
kurvige Streckenführung im Werk anpassen.
Die Schwenk Zement KG entschied sich daher für das BEUMER AFR-System mit
seinem Pipe Conveyor, um ihren Hauptbrenner mit alternativen Brennstoffen
zu versorgen. Das System arbeitet dabei weitestgehend automatisch von der
Annahme bis zum Beschickungssystem des Drehrohrofens. In der Lagerhalle
nehmen Kräne die aufbereiteten Ersatzbrennstoffe auf und füllen sie in die
Austragsbunker mit ihren Austragsorganen. Von dort schafft ein
Kettengurtförderer den Brennstoff kontinuierlich zum Pipe Conveyor, der es
wiederum zu den Dosierwaagen vor dem Hauptbrenner fördert.
Der Pipe Conveyor, als kurvengängiges Herzstück, benötigt nur geringe
Wartung und schützt mit seiner geschlossenen Bauform und leisen Fahrweise
vor Emmissionen und den bekannten Verwehungen des Brennstoffs. Er
überbrückt ohne Unterbrechung lange Distanzen und bewältigt enge
Kurvenradien, die sich an die individuelle Werkssituation anpassen.