#White Papers
Quo Vadis Motorsport, Ladestationen und E-Logistik
Zukunftsthemen kurz beleuchtet
1: Zwischen V8-Brüllen und E-Mobilität: Wie überlebt der Motorsport und Sportwagenbau die Elektrifizierungswelle?
Der Motorsport, eine Arena, die seit jeher von dem Rausch der Geschwindigkeit, dem Geruch von Benzin und donnernden Motoren geprägt ist, steht an der Schwelle zu einer neuen Ära. Der Aufstieg der Elektromobilität ist auch hier unaufhaltsam. Diese revolutionäre Veränderung wirft wichtige Fragen auf: Was wird aus dem Motorsport, wie wir ihn bisher kennen? Wie werden Hersteller, die ihr Erbe oft auf besonderen Motorkonzepten aufgebaut haben, sich anpassen? Eine zentrale Frage: Wie wird in Zukunft der fehlende Motorsound von den Fans aufgenommen? Immerhin ein Herzstück des Erlebnisses Motorsport. Jeder der schon mal an einer Rennstrecke war, weiß was ich meine.
Es wird gesagt, dass die Elektrifizierung im Motorsport nicht nur eine Antwort auf die globalen Bestrebungen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern auch eine Reaktion auf den technologischen Fortschritt ist. Dieser Meinung bin ich nicht. Eigentlich will kein Motorsportler, Rennwagenbauer oder Rennveranstalter E-Motorsport.
Warum? Weil es keine Rolle spielt, ob ein E-Auto jetzt oder irgendwann schneller um die Rennstrecke fährt als ein Verbrenner. Der Motorsportler an sich will den Verbrenner, weil er laut und analog ist. Und für Hersteller und Veranstalter bergen E-Autoserien das Risiko, dass die Zuschauer E-Autosport nicht akzeptieren (siehe die Erfolglosigkeit der E-Formel).
Hersteller wie Porsche, BMW, Mercedes oder Ferrari, die sich einen Namen durch ihre leistungsstarken und besonderen Verbrennungsmotoren gemacht haben, stehen vor der Herausforderung, ihre Identität neu zu definieren. Das Motorkonzept, einst das Rückgrat des
Sportwagenbaus, muss nun im Kontext einer elektrischen Zukunft neu durchdacht werden. Der 6 Zylinder Boxer von Porsche, der Reihen-6-Zylinder von BMW, die 8, 10 oder 12 Zylinder von Ferrari – bald Geschichte. Und dann? Motorsportklassen wie die Formel 1, die WRC Rallye Weltmeisterschaft, GT3 Meisterschaften und wie sie alle heißen, stehen vor einem extremen Umbruch.
Noch mal einen Schritt zurück: Ist der E-Sportwagen jetzt schon besser im Sinne von schneller als ein Benziner? Nein, ganz sicher nicht. Die Leistung, das Drehmoment, die Längsbeschleunigung kann schon heute locker mit den Verbrennern mithalten. Das stimmt. Aber sobald es um Querdynamik geht, gibt es nur Nachteile. Und das liegt einzig und allein am Fahrzeuggewicht der E-Autos. Sie sind – primär durch die jetzige Lithium-Ionen Batterietechnik – deutlich schwerer. Punkt. Nein, Ausrufezeichen! Das ist schlecht beim Bremsen, schlecht beim Kurvenfahren und generell schlecht für die Reifen. Also eigentlich alles Mist, bis auf das Geradeausfahren. Dinge wie Komfort und nur die souveräne Beschleunigung spielen im Motorsport keine Rolle. Komfort ist egal und Beschleunigung können leistungsstarke Verbrenner auch ganz gut.
Btw - E-Rennwagen haben idR. auch ein Reichweitenproblem. 20 Minuten nachladen an der Rennstrecke wo es um Sekunden geht … naja.
Selbst wenn E-Fahrzeuge, vielleicht durch leichtere Batterien, irgendwann schneller auf der Rennstrecke sein sollten. So what. Die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft in den 90ern war deutlich langsamer als die heutige DTM. Und trotzdem hatte sie mehr Fans und war schlichtweg spannender. Schneller ist im Motorsport nicht immer besser für die Fans und das Geschäft.
Im Motorsport ist E-Mobilität ganz sicher noch nicht angekommen. Keiner der Hersteller und der Rennserienbetreiber scheint es zu wollen. Es gibt dann ab und zu das Feigenblatt "Hybridtechnologie". Das aber auch nur in den höchsten Klassen wie F1 oder WRC. Weil in den kleineren Klassen schlichtweg zu teuer.
Und was ist mit den Sportwagenbauern? Die Probleme sind da ähnlich. Diese müssen auf E-Mobilität umsteigen. Wie oben erwähnt – die besonderen Motorenkonzepte sind (noch) wichtige USPs. Das wird zukünftig entfallen. Elektromotoren sind effizient, leistungsstark. Aber sie sind auch digital und emotionslos. Emotionslos? Gleich mehr dazu.
Denn am Ende wird auch der Motorsport elektrisch. Die Frage die sich stellt: Wird er öffentlich noch so sichtbar sein? Wird er technologischen Fortschritt bringen, wie es teilweise bisher der Fall war? Oder kommt der Fortschritt von den Lieferanten, von den E-Motoren- und Batterienherstellern?
Vielleicht werden Youngtimer und Oldtimer Rennserie noch populärer… .
Fragen über Fragen.
Aber es gibt auch Licht am Ende des Tunnels: Vor einiger Zeit hat Audi mit Ken Block - einem leider zu früh verstorbenen, begnadeten Drifter - ein Gymkhana / Elektrikhana Video gedreht. Und zwar in Las Vegas. Ken Block ist mit einem Elektro-Audi S1 durch Las Vegas gedriftet. Und - es ist hochemotional. Selbst das Sirren des E-S1 ist einfach nur geil.
Ich glaube fest daran, dass es einen emotionalen und begeisternden E-Motorsport geben wird. Er wird aber bestimmt anders sein als heute. Viele der jetzigen Motorsportler werden dem E-Motorsport den Rücken kehren, neue werden die Lücke füllen.
Daher beende ich diese kleine Ausführung mit den Worten von Peter Fox :
„Alle malen schwarz, ich seh' die Zukunft pink
Wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind“
2: Die Evolution der Ladestationen: Von den Anfängen zur Zukunftsvision
Vergangenheit: Die Anfänge der Ladestationen:
Als das Zeitalter der Elektromobilität in den späten 2000er Jahren langsam an Fahrt aufnahm, waren Ladestationen für Elektroautos eine Rarität. Die wenigen verfügbaren Modelle waren meist auf private Haushalte oder Firmengelände beschränkt. Diese frühen Ladestationen boten in der Regel nur langsame Ladevorgänge, die über Nacht eine vollständige Aufladung ermöglichten.
Mit zunehmender Verbreitung von EVs wuchs auch das Bedürfnis nach schnellerer Ladetechnologie. Die Einführung von Ladestationen mit einer Leistung von bis zu 22 kW AC war der nächste Schritt. Öffentliche Ladestationen begannen als ein Netz von „Inseln“ in größeren Städten aufzutauchen. Das Laden war jetzt schneller aber noch immer nicht wirklich schnell.
Gegenwart: Schnellladung und Vernetzung:
Der erste öffentliche Supercharger von Tesla wurde im September 2012 in Hawthorne, Kalifornien, aufgestellt. Dieser befand sich auf dem Gelände des Designstudios von Tesla, welches sich neben dem Hauptquartier von SpaceX. Dieser Supercharger hatte eine Leistung von 120 kW.
Die Einführung von DC Schnellladestationen (bis zu 300 oder mehr kW) revolutionierte die Ladeinfrastruktur. Fahrer können nun in deutlich weniger als einer Stunde, oft sogar in nur 15 bis 30 Minuten, ihre EVs aufladen. Zudem sind Ladestationen zum großen Teil vernetzte Systeme, die in Echtzeit Informationen über Verfügbarkeit und Ladeleistung bieten. Das ist sehr bequem für E-Autofahrer, die sofort sehen wo Schnelllader stehen, mit welcher Leistung sie laufen und ob sie belegt sind oder nicht.
Die derzeitige Infrastruktur umfasst eine Vielzahl von Betreibern mit einer Reihe von Geschäftsmodellen. Zahlungen per App, QR Code , RFID und Debit- oder Kreditkarte sind weit verbreitet. „Plug&Charge“ wird immer wichtiger. Für Flotten „Autocharge“ (automatischer Start des Ladevorgangs sobald ein Fahrzeug angeschlossen und verifiziert wurde (über Mac Adresse die „im“ Charger hinterlegt ist) – ähnlich Plug&Charge nur ohne hinterlegte Bezahlung)
Ein smartes Leistungsmanagment kann helfen Spitzenlasten zu vermeiden, Leistung zwischen den Säulen zu transferieren, günstiges Tanken zu bevorzugen etc..
Wie sieht die Zukunft der Ladeinfrastruktur und Ladestationen aus?
Ein spannender Trend ist das sogenannte Vehicle-to-Grid (V2G), bei dem Elektrofahrzeuge nicht nur Energie speichern, sondern diese bei Bedarf auch ins Netz zurückspeisen können. Diese Technologie wird EVs zu einem integralen Bestandteil des Stromnetzes machen, wodurch sich weitere Möglichkeiten für nachhaltige Energiepraktiken eröffnen.
V2G wird nicht unbedingt an DC Schnellladestationen an z.B. Autobahnen gebraucht. Hier muss das E-Fahrzeug schnell aufgeladen werden, um weiterzufahren. V2G wird es eher in Firmen oder bei Priavatleuten geben.
Was bringt die Zukunft noch?
Vielleicht „Wireless Charging“? Wer weiß. Und wenn ja, dann zunächst eher langsam.
Fortschritte in der Batterietechnologie - weg von z.B. Lithium-Ionen-Batterien hin zu Festkörperbatterien - werden voraussichtlich die Ladezeiten extrem verkürzen und damit die Wartezeiten an Ladestationen deutlich minimieren. In 10 Min. bis 80% aufladen? Bald Realität.
Sind bald 600 kW Schnellladestationen der Standard? Wenn die Fahrzeuge mehr Leistung ziehen können, bestimmt!
Reichweitenangst? Sollte mit neuer und leichterer Batterietechnik bald der Vergangenheit angehören. Und – nicht zu vergessen - die Batterietechnik wird sicherer. Spektakuläre YouTube-Filme mit brennenden EVs werden der Vergangenheit angehören.
Und noch etwas weiter nach vorne geschaut: Ladestationen werden vollständig autonom funktionieren. Mit autonomen Fahrzeugen, die selbstständig zum Laden fahren und nach vollständiger Aufladung den Platz für das nächste Fahrzeug frei machen.
Fazit:
Vom bescheidenen Beginn bis zur zukunftsweisenden Vision hat sich die Technologie der Ladestationen stetig weiterentwickelt und ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Elektromobilität geworden. Sie stellt nicht nur eine Lösung für das Aufladen von EVs dar, sondern trägt auch zur Vision einer nachhaltigen, vernetzten und energieeffizienten Welt bei. Die Reise der Ladestationen ist ein Spiegelbild des Engagements für eine umweltfreundlichere Mobilität und ein Versprechen für eine grünere Zukunft.
3: Ein kurzer Ausblick in die Zukunft der Logistikbranche mit E-Mobilität
Die Logistikbranche verändert sich gerade stark. Überall hört man, dass Lieferungen bald ohne Abgase stattfinden sollen. Im Nahverkehr schneller als im Fernverkehr. Das klingt gut, aber es ist nicht so einfach, wie es scheint. Insbesondere bei den mittelgroßen und kleinen Logistikern wird das Thema E-Mobilität teilweise noch nicht mit besonders hoch gewichtet.
Was bringen eigentlich E-LKWs? Elektro-LKWs sind besser für die Natur und machen weniger Lärm. Und va.: Sie können auf lange Sicht Geld sparen. Geringere Betriebskosten, weniger Wartungsaufwand, effizientere Antriebe.Aber es gibt auch Probleme. Elektro-LKWs sind in der Anschaffung immer noch teuer und kommen nicht so weit wie Verbrenner LKWs. Außerdem gibt es noch nicht genug Orte, wo man sie aufladen kann. Deswegen nutzen noch nicht so viele Firmen diese Fahrzeuge.
Moment? Noch nicht genug Orte zum Aufladen? Hier muss man definitiv weg von der Idee der externen Tankstelle, des externen Ladens. Für Logistiker geht der Trend in Richtung Laden vor dem eigenen Hub. Das gilt insb. für die lokale Logistik (z.B. Lieferdienste, Nahverkehr). Fahrzeuge, die am Abend oder während des Tages im Hub stehen, werden zwangsläufig intern geladen werden müssen. Mit DC Ladetechnik. Allein wegen der Schnelligkeit die gefordert wird bzw. bei den großen LKWs wegen der schieren Batteriegröße. Da könne schon mal +- 500 kWh zusammenkommen.
Auch die Einbindung von PV-Anlagen und Batteriespeichern wird eine große Rolle spielen. Auch hier, um die Betriebskosten zu senken. Ladesäulenhersteller wie z.B. VTS eCharge für diese Sonderherausforderungen DC/DC Ladestationen. So kann man auch komplette Gleichstromnetze aufbauen die einige Vorteile gegenüber dem AC Netz haben. Aber das würde hier zu weit führen.
Also: Spannende Zeiten auch für die Branchen im Schwerlast- und Personenverkehr.